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ГП-цитатник

НЕМ.: семинар N 3

Модератор: LyoSHICK

НЕМ.: семинар N 3

Сообщение Elena Fr. » Пн июн 20, 2005 18:44

Обсуждаем тексты, которые будет переводит на семинаре номер 3

Начало детектива. Взято отсюда: http://www.nikola-hahn.de/diedet.htm

Die Detektivin
Roman


---------- Leseprobe ----------

(Mit Erläuterungen)


"Es giebt Personen, welche ganz unbescholten sind und welche sich rein aus persönlicher Neigung für das Polizeifach zu Vigilanten-Diensten benutzen lassen. Diese Personen dürfen nicht mit den Verbrechern verwechselt werden, welche sich für schnödes Geld dem Verrath ihrer Genossen hergeben."

(W. Stieber, Practisches Lehrbuch der Criminal-Polizei, 1860)


An dem Leichnam und der Kleidung befanden sich folgende Spuren eines Kampfes:

1. Nägeleindrücke am Halse und hinter den Ohren

2. Blutergüsse am Halse und hinter den Ohren

3. blutig ausgerissene Haarsträhnen

4. und letztens der zerrissene rechte Ärmel des Kleides.

Am Halse zeigten sich die bei einer Erwürgung oftmals vorhandenen verdächtigen blauen Flecke neben der Strangulationsmarke. Schließlich wurde durch die gerichtliche Sektion die vollständig sichere Überzeugung gewonnen, daß es sich um Mord handelte.


*

"Darf ich Ihnen Hannes vorstellen?"

Richard Biddling schlug die angestaubte Akte zu, in der er gelesen hatte, und blickte zu Kriminalschutzmann Heiner Braun hoch, der einen dicklichen, etwa achtzehnjährigen Jungen mit wilden, braunen Locken ins Büro schob. "Guten Tag, Hannes", sagte er.

"Guten Tag, Herr Kommissar", erwiderte der Junge mit leicht näselnder Stimme und fixierte ihn mißtrauisch über den Rand seiner Augengläser hinweg. Richard lehnte sich zurück und schwieg.

Heiner schubste den Jungen näher zum Schreibtisch. "Na, nun berichte dem Herrn Kommissar, was du mir erzählt hast!"

"Ich wollte aber nur Ihnen ..."

"Ich habe dir erklärt, daß nicht ich diesen Fall bearbeite, sondern der Herr Kommissar." Heiner Braun sah seinen Vorgesetzten entschuldigend an. Er wußte noch nicht so recht, wie er den jungen Kommissar einschätzen sollte, der vor zwei Wochen vom Polizeipräsidium Berlin nach Frankfurt gekommen und ihm kurzerhand vor die Nase gesetzt worden war. "Hannes ist einer unserer Vigilanten, und er leistet mir ab und zu recht gute Dienste."

"Ein Vigilant bist du also." Richards Stimme klang abweisend. Er hielt nicht viel von diesen durchtriebenen Polizeispitzeln, die vorgaben, sich in den Dienst von Recht und Gesetz zu stellen, obwohl sie in Wirklichkeit nur auf ihren Vorteil bedacht waren.

"Ich komme wegen Emilie Hehl", sagte der Junge und schaute hilfesuchend zu Heiner.

"Hannes meint, daß das Dienstmädchen vermutlich nicht die einzige war, die am Wäldchestag zu Hause blieb", erklärte der Kriminalschutzmann und wandte sich zum Gehen. "Es tut mir leid, Hannes, aber die weitere Unterhaltung mußt du mit dem Kommissar schon alleine bestreiten, ich habe noch zu arbeiten."


Hannes ließ sich auf einem wackeligen Stuhl neben dem Schreibtisch nieder und berichtete, anfangs etwas stockend, dann zunehmend freimütiger, daß er von einem Gespräch zwischen Sophia und Konrad Könitz erfahren habe, in dem es um irgendwelche mysteriösen Stimmen im Glashaus und einen geheimen unterirdischen Tunnel ging, der in der vergangenen Nacht offenbar von einem Unbekannten benutzt worden war, um aus dem Keller ein Weinfaß zu stehlen.

Richard sah den Jungen streng an. "Woher weißt du das alles?"

Hannes senkte verlegen den Blick. "Es wurde mir zugetragen, Herr Kommissar."

"Von wem?"

"Ich lebe lang genug in Frankfurt", wich Hannes aus.
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Elena Fr.

 
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Сообщение Elena Fr. » Пн июн 20, 2005 18:48

Эти тексты предложила Катя_А


Frühjahrsputz
(Jessica Falzoi, 2004)


Er wachte auf, als die Sonne ihm direkt ins Gesicht schien. Blinzelnd sah er durch die schmutzige Fensterscheibe. Nach einer Weile tastete er vorsichtig nach Helens warmen Körper. Sie schien noch fest zu schlafen. Er hörte, wie die Kinder in der Küche frühstückten. Helen seufzte leise im Schlaf. Er hatte Lust auf sie, aber er wollte warten, bis sich die Kinder auf den Weg machten. Es tat ihm leid, sie allein in der Küche zu lassen. Er musste an seine Mutter denken, die irgendwann beschlossen hatte, morgens nicht mehr aufzustehen. Seine Klassenkameraden aßen in den Pausen beschmierte Brote, aber er schaffte es nie, sich welche zu schmieren, weil er immer so spät dran war.
Albert streckte einen Fuß aus der Decke und zog ihn schnell wieder zurück. Die Sonne täuschte; es war noch immer bitterkalt, aber Helen weigerte sich im April die Heizung aufzudrehen. Die Kinder waren mittlerweile im Bad und putzten sich die Zähne. Er konnte den laufenden Wasserhahn hören. Wie oft hatte er ihnen gesagt, dass sie ihn zudrehen sollten, bis sie ihren Mund ausspülten. Er drehte sich zu seiner Frau und legte seine Hand auf ihre Brust. Helen war in letzter Zeit zurückhaltend. Dabei törnte sie ihn gerade jetzt, wo sie überall üppiger geworden war, besonders an. Noch vor ein paar Monaten dachte er, dass er mit ein paar ruhigen Nächten gut leben könnte. Fast täglich hatte sie ungeschickt ihre Hand in seine Hose geschoben und versucht ihn mit einem zurückhaltenden Lächeln zu verführen. Auch wenn er gerade überhaupt nicht in Stimmung gewesen war, ließ er sie machen und wurde schließlich hart, aber wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er drauf verzichten können. Vor vier Wochen hat sie ihn mit diesem Plastikstreifen in der Hand begrüßt und gesagt, dass es eindeutig ist, obwohl er es nicht erkennen konnte. Aber ihre Brüste waren größer geworden, damit war die Sache sicher. Seitdem legte sie sich abends früh ins Bett und schlief schon, wenn er zu ihr kroch. Ein paar Mal hat Albert versucht sie zu wecken, indem er ihr vorsichtig die Unterhose ausziehen wollte, aber sie hat ihn gebeten sie schlafen zu lassen.
Die Kinder saßen im Flur und zogen sich ihre Schuhe an. Dann stritten sie sich darum, wer sich heute den Schlüssel um den Hals hängen durfte. Schließlich kamen sie ins Schlafzimmer und beschwerten sich bei ihm.
„Ihr braucht keinen Schlüssel, einer von uns ist nachher auf jeden Fall zu Hause“, sagte er.
„Steht Mama heute wieder nicht auf?“ fragte Jonas.
„Heute bestimmt. Vielleicht holt sie euch sogar von der Schule ab“, sagte Albert und strich seinem elfjährigen Sohn über das lange Haar. Er und Helen hatten alles versucht, dass er sich endlich die Haare schneiden lasse, aber er weigerte sich strikt.
„Setz dir doch wenigstens eine Baseballmütze auf, damit dir die Haare nicht ins Gesicht hängen“, sagte er und griff nach der Hand seiner Tochter. Obwohl sie zwei Jahre jünger war, überragte sie ihren Bruder um mindestens zwei Zentimeter. Antonia umarmte ihn und flüsterte ihm ins Ohr, dass sie eine Überraschung für ihn habe, wenn sie den Schlüssel heute bekomme. Er drückte sie an sich und küsste sie auf die Wange. Dann nahm er ihr den Schlüssel aus der Hand und sagte: „Ihr braucht keinen Schlüssel. Und nun los zur Schule, sonst kommt ihr zu spät. Braucht ihr Geld für den Bäcker?“
„Ich habe uns schon Brote geschmiert“, sagte Jonas stolz.
„Steht Mama heute wirklich auf?“ fragte Antonia.
„Ja“, sagte Albert und sah ihnen hinterher. Er hörte ihre lauten Schritte im Treppenhaus und dachte an die Nachbarn, die sich bei jeder Gelegenheit beschwerten. Ein Urlaub auf dem Land wäre jetzt schön, sagte er sich und drehte sich zu seiner Frau. Ihr nacktes Bein lag auf der Decke. Kleine, blonde Härchen glänzten in der Sonne. Albert strich vorsichtig über ihren Oberschenkel. Sie seufzte wieder und rückte an die Wand. Albert zog seine Hand weg und betrachtete sie. Er wollte sie noch eine Weile schlafen lassen und ihr dann Tee ans Bett bringen. Sie klagte seit kurzem darüber, dass ihr morgens so schlecht war. Aber auch sonst schien es ihr nicht gut zu gehen. Meistens lag sie im Bett und schlief oder döste. Manchmal griff sie nach einem Buch und legte es nach ein paar Seiten wieder zurück auf den Nachttisch. Albert fragte sie von Zeit zu Zeit, ob sie Lust auf einen Spaziergang habe, aber sie schüttelte den Kopf und versprach, dass sie am nächsten Tag aufstehen würde.
Er sah auf die Uhr. In zwei Stunden müsste er die fälligen Übersetzungen versenden. Er hatte schon zweimal um einen Aufschub gebeten und gesagt, dass es seiner Frau nicht gut gehe. Sie brauchten das Geld, auch wenn sie den Plan, in eine größere Wohnung zu ziehen, fürs erste aufs Eis gelegt hatten. Er hatte sie getröstet und gesagt, dass das Baby ohnehin in ihrem Zimmer schlafen würde und wenn es größer wäre, könnte man immer noch sehen. Zurzeit war es für alle schwierig. Er brauchte nur an Thomas und Christina zu denken, die nach und nach ihr gesamtes Mobiliar bei e-bay verkauften. Sein bester Freund hatte die beiden großen Zimmer seiner Wohnung vermietet und hauste in dem kleinsten Zimmer, weil er kaum über die Runden kam. Man bemühte sich nicht ständig über Geld zu reden, aber fast jeder in ihrem Freundeskreis schien sich zu fragen, wie es weiter gehen sollte. Er sah wieder zu Helen rüber und legte seine Hand auf ihren sich wölbenden Bauch. Sie hatten beide dieses Kind gewollt. Wenn man ihn fragte, ob er sich um ihre Zukunft sorgte, winkte er ab und sagte, dass es keinen großen Unterschied mache, ob einem zwei oder drei Gören die Haare vom Kopf fräßen.
Helen schlug die Augen auf und legte ihre Hand auf seine. Sie lagen eine Weile so da und sagten nichts. Helen schloss wieder die Augen und drückte seine Hand fest an ihren Bauch. Albert dachte an ihre Schenkel und seufzte. Helen kam hoch und küsste ihn auf die Wange. Dann drehte sie sich wieder zur Wand. Albert sah aus dem Fenster und dachte, dass es gut wäre, bald die Fenster zu putzen. Letztes Jahr hatten sie jemanden kommen lassen, der pro Fenster nur sieben Euro nahm. Trotzdem kam bei zehn Fenstern einiges zusammen, zumal sechs davon Doppelfenster waren. Er war ihnen entgegengekommen und hatte pro Doppelfenster nur zehn Euro verlangt, aber Albert scheute sich im Moment vor jeder Ausgabe. Als sie neulich alle zusammen im Kino waren, hatte er den ganzen Film lang ein schlechtes Gewissen. Doch die Kinder hatten sich so gefreut, als Helen plötzlich aufstand und vorschlug, etwas Schönes zu unternehmen.
Er stand auf, um Tee zu kochen. Als er am Arbeitszimmer vorbeikam, fielen ihm die Übersetzungen wieder ein. Er würde Helen Frühstück ans Bett bringen und sich dann sofort an den Schreibtisch setzen. Wenn er sich zusammenriss, würde er es schaffen. Sie hatten ihm versprochen, dass er nächste Woche weitere Übersetzungsaufträge bekommen würde, wenn er seine Arbeit gut mache. Sie zahlten nicht besonders gut, aber sie brauchten einen festen Übersetzer. Es würde fürs Nötigste reichen. Und wenn es Helen besser gehe, könnte er sich um weitere Angebote kümmern. Er goss das heiße Wasser auf den Tee und hielt seine Hände an die warme Kanne. Dann schnitt er eine Scheibe Brot ab und beschmierte sie dick mit Kräuterquark. Nach drei Minuten holte er den Teebeutel aus der Kanne und goss Tee in Helens Lieblingstasse. Er wusch einen Apfel und schnitt ihn in kleine Stücke. Dann stellte er alles auf das Tablett. Der Schnittlauch war fast vertrocknet, aber ein paar Halme waren noch grün. Er brach sie vorsichtig ab und verteilte sie auf dem Quarkbrot. Als er die Milch aus dem Kühlschrank holte, entdeckte er einen Joghurtbecher, auf dem das Haltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen war. Er füllte den Joghurt in eine Porzellanschüssel und schob die Teetasse und den Teller beiseite, damit er noch auf das Tablett passte. Sein Blick fiel auf die Uhr an der Wand. Er füllte die Gießkanne mit Wasser und goss den Schnittlauch und die anderen Pflanzen auf der Fensterbank. Das Fenster in der Küche war nicht so dreckig wie die anderen Fenster, weil es zum Hof hinausging. Daran konnte man sehen, wie viel Dreck Autos verursachen, dachte Albert. Helen hatte vor kurzem gefragt, ob sie sich nicht doch eins kaufen sollten, weil es mit drei Kindern billiger wäre als mit dem Zug zu fahren. Er nahm sie in den Arm und versprach darüber nachzudenken, obwohl er wusste, dass sie sich keines leisten konnten, wenn nicht ein Wunder geschehe.
Albert trug das Tablett ins Schlafzimmer und stellte es neben das Bett. Dann beugte er sich über seine Frau und küsste sie vorsichtig auf die Stirn.
„Willst du frühstücken?“ fragte er leise. Helen öffnete die Augen und blinzelte in die Sonne. Er strich ihr über die Haare und griff nach der Teetasse. Sie setzte sich auf und lächelte ihn an. Ihm fiel auf, dass auch ihr Gesicht voller geworden ist. Es stand ihr gut, fand er. Sie nahm ihm die Tasse ab und trank ein paar Schlücke. Er reichte ihr das Quarkbrot. Sie aß schweigend. Albert blieb bei ihr sitzen und streichelte ihren Unterarm. Als Helen aufgegessen hatte, schlug sie die Decke weg und sah ihn auffordernd an.
„Komm doch ein bisschen zu mir“, sagte sie und zwinkerte ihm zu. Er legte sich neben sie und nahm sie in die Arme. Sie drängte sich an ihn und schob ihm ihren Schenkel zwischen die Beine. Vorsichtig streichelte er ihre Hüfte. Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch.
„Freust du dich?“ flüsterte sie.
„Und wie!“ sagte er mit belegter Stimme.
„Ich auch“, sagte sie und führte seine Hand langsam zwischen ihre Schenkel.

Eine kurze Geschichte über die Liebe
Jessica Falzoi, 2004

Quentin Tarrantino? Nie gehört. Es soll
ja Leute geben, die jede Woche zweimal
ins Kino rennen. Ich weiß gar nicht mehr,
wann ich das letzte Mal im Kino war. Es
muss Jahre her sein. Ich glaube, es war ein
japanischer Film. War nicht schlecht. Nur
das Ende war ein bisschen traurig.

Rippe Schulz. Gespräche. (это эпиграф, не знаю, как подвинуть)



Ich drückte auf die Klingel. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und vor mir stand Nr. 85. Ich wollte ohne Umschweife zustechen und hatte schon das Messer hinter meinem Rücken hervorgeholt, als ein ca. fünfjähriger Junge die Treppe herunter gestürmt kam und sich zwischen uns stellte.
„Bringst du das Paket?“ fragte er mit weit aufgerissenen Augen.
Ich zögerte. Mich interessierte es nicht, ob Kinder Zeugen waren, aber er könnte etwas abbekommen oder sogar dabei draufgehen und ich töte aus Prinzip nicht grundlos. Den es erwischt, der hat es auch verdient.
Ich hielt das Messer wieder hinter meinem Rücken versteckt und hielt seinen Vater am Arm fest, damit er nicht auf die Idee kam, zum Telefon zu gehen. Dann bückte ich mich zu dem Jungen und flüsterte ihm ins Ohr: „Geh schnell auf dein Zimmer und zähl bis fünfzig, dann bekommst du deine Überraschung.“
„Ich kann aber noch nicht bis fünfzig zählen“, sagte er leise und seine Augen füllten sich mit Tränen.
„Dann zähl eben fünfmal bis zehn, das wirst du doch wohl schaffen?!“ sagte ich gereizt. Lange würde ich keine Geduld mehr haben und die Sache über die Bühne bringen, Kind hin oder her. Umso besser, wenn sie so früh wie möglich auf die Scheiße vorbereitet werden, die sie später erwartet.
„Geh auf dein Zimmer, Fabian, aber plötzlich!“ zischte der Vater.
Der Junge sah erst seinen Vater an, dann mich, und rannte nach kurzem Zögern die Treppe hinauf. Als ich hörte, wie eine Tür zugeschlagen wollte, stach ich zu. Er fixierte mich mit seinem Blick und rührte sich nicht, dann sank er in sich zusammen und stürzte zu Boden. Ich stach noch ein paar Mal zu, um sicher zu gehen, dass er tot war. Nr. 5 hatte überlebt und ich musste ihn ein zweites Mal aufsuchen, solch eine Schlamperei durfte mir nicht ein zweites Mal passieren. Ich suchte nach seinem Puls und spürte nichts. Als ich wieder nach meinem Messer griff, erschien der Junge am Treppenabsatz. Ich schnitt schnell den rechten Zeigefinger seines Vaters ab und verließ das Haus. Man könnte erwarten, dass Kinder in solchen Momenten ein Riesentheater starten, aber meine Erfahrung zeigte, dass sie wie erstarrt dastehen und nicht die Blicke von der Leiche wenden können.
Ich ging zurück zu meinem Auto und strich Nr. 85 von meiner Liste. Heute war ein guter Tag, ich hatte gegen sechs Uhr morgens mit Nr. 81 angefangen und jetzt war es noch nicht einmal neun Uhr abends. Soviel Glück hatte ich jedoch nicht immer, dass sie alle im Umkreis von ein paar Kilometern wohnten. Und ich sie darüber hinaus auch alle in ihren Wohnungen oder Häusern antraf.
Falls es jemanden interessiert, ihr könnt mich Rippe Schulz nennen. Rippe hat sich vor ein paar Jahren mal ein Freund ausgedacht, weil er meinte, man könne bei mir jede einzelne Rippe sehen. Ich habe ihn in seine Wampe geboxt, bis er am Boden lag und winselte, aber den Namen habe ich trotzdem behalten. Er ist auch nicht schlechter als jeder andere. Mein Vater war Nr. 1 und lebte folglich nicht mehr, meine Mutter lebte noch, aber irgendwie auch wieder nicht. Ich war gerade dabei, sie wieder zu den Lebenden zurückzuholen. Wenn ich mit Nr. 112 fertig sein würde, hätte ich gute Chancen, mein Ziel zu erreichen. Trotzdem musste ich mich beeilen; ich hatte das dumpfe Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis man mir auf die Schliche kam. Auch wenn ich bis jetzt überaus sauber gearbeitet hatte.
Nr. 86 war eine Lehrerin aus der Grundschule. Sie verpasste Mama eine kräftige Ohrfeige, als sie ihre Federtasche verloren hatte und am nächsten Morgen mit ein paar Stiften in einer Brottüte in der Schule erschienen war. Wann hätte sie sich denn eine neue Federtasche kaufen sollen? Außerdem hoffte Oma noch, dass sie sich bald wieder anfinden würde, denn so eine Federtasche war nicht so leicht vom Haushaltsgeld abzuzweigen. Oma und Opa sind Nr. 3 und Nr. 4 gewesen. Es fiel mir schwerer, als ich gedacht hatte, zumal ich bei ihnen aufgewachsen bin und sie mich eigentlich immer anständig behandelt hatten. Aber nachdem ich Mamas Tagebücher auf dem Dachboden gefunden hatte, war klar, dass sie mit als erstes dran glauben mussten. Um ihnen einen kleinen Aufschub zu gewähren, hatte ich meinen Vater und ihren ersten Freund zuerst erledigt, aber dann hatte ich sie nicht länger verschonen können. Ich habe es getan, als sie fest geschlafen haben, ich habe ihnen ein starkes Schlafmittel verpasst und so haben sie im Gegensatz zu den anderen den Vorteil gehabt, nichts zu spüren. Mit Nr. 1 habe ich mir im Gegensatz dazu besonders viel Mühe gegeben: Er sollte erfahren, wie er Mama verletzt hat. Die meisten Menschen haben so wenig Einfühlungsvermögen, dass sie am eigenen Leibe spüren müssen, was sie verbockt haben. Du kannst ihnen tausendmal erklären, was es bei dir bewirkt hat, sie werden es erst dann nachvollziehen können, wenn du es ihnen zeigst. Mein Vater hat meiner Mutter das Herz gebrochen, also habe ich ihm seins gebrochen. Mit einem kleinen, aber feinen Hammer, den ich langsam in seine Herzkammer schlug. Ich war erstaunt, wie lange er es noch bei vollem Bewusstsein mitgekriegt hat. Mir kam die Idee, sein zertrümmertes Herz als Pfand zu nehmen, aber das hätte die Ordnung durcheinander gebracht. Ich hatte mich einmal für den rechten Zeigefinger entschieden, also blieb es dabei.
Bei den anderen wandte ich meine Standardmethode an. Das Fleischermesser, richtig eingesetzt, ist effektiv und auch nicht so laut wie eine Schusswaffe. An das Blut habe ich mich schnell gewöhnt, obwohl ich früher kein Blut sehen konnte. Aber ich dachte mir, dass auch ich Opfer für Mama bringen musste. Außerdem müsste ich sonst zwei Gegenstände mit mir herumtragen, schließlich brauche ich das Messer ohnehin, um den Finger abzuschneiden.
Mama hat sehr gründlich Tagebuch geführt. Jeden Tag hat sie vermerkt und zu jeder Person genaue Angaben gemacht, sonst wäre es sicherlich komplizierter gewesen, sie nach der langen Zeit alle aufzuspüren. Ich habe zwei Wochen gebraucht, bis ich mich durch die Kiste mit den mittlerweile vergilbten Heftchen durchgelesen hatte. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten mit ihrer Schrift, deshalb habe ich zwei oder drei Namen verwechselt. Damals war ich noch keine siebzehn, da kann man noch nicht so professionell vorgehen. Jetzt bin ich zwanzig und mir passieren keine Fehler mehr.
Nr. 86 sitzt wie erwartet vorm Fernseher und trinkt ihr Abendbier. Sie ist mittlerweile 79 Jahre alt und würde in zwei Monaten in ein Altersheim kommen, das ihr Schwiegersohn ausfindig gemacht hatte. Zwei Jahre hat sie sich erfolgreich dagegen gewehrt, aber vor drei Monaten ist sie in der Küche hingefallen und drei Tage liegengeblieben, daraufhin hat man sie kurzerhand vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich hatte den leisen Verdacht, dass sie mir nicht ganz undankbar sein würde, sie hatte auf ihrem Nachttisch einen hübschen Vorrat an Schlaftabletten angesammelt und so musste ich mich beeilen, dass sie mir nicht zuvorkam. Das war der Hauptgrund für mein Tempo jene Woche, sonst ließ ich zwischen zwei Verabredungen ein oder zwei Wochen verstreichen, um nicht zuviel Panik zu verbreiten.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich aus ihrem Fernsehsessel erhoben hatte. Kurze Zeit hatte ich Angst, dass sie nicht aufmachen würde, schließlich ging der Tatort schon fast auf sein Ende zu und sie wollte bestimmt nicht verpassen, wie der Mörder gestellt wurde. Das Leben ist doch viel spannender als die Glotze, flüsterte ich in der Hoffnung, meine Gedanken würden sich auf ihre übertragen, aber da hörte ich auch schon ihre schlurfenden Schritte.
„Wer ist da?“ fragte sie leise
„Kripo Lübeck, öffnen Sie bitte die Tür!“
Sie löste die Ketten aus den Sicherheitsschlössern und öffnete mir. Ich stieß die Tür auf und haute ihr das Messer in den Bauch. Sie stöhnte kurz auf und wurde ohnmächtig. Das passierte leider manchmal und verdarb die Sache. Es kam mir wie Verrat vor, weil es Mama im Grunde nichts nützte, wenn sie nichts davon mitbekamen. Aber es ließ sich nicht ändern, also beeilte ich mich, ihr die tödlichen Stiche zu verpassen und den Zeigefinger abzuschneiden. Ich wickelte ihn in Frischhaltefolie und legte ihn zu den anderen in die Metalldose. Dann schob ich ihren Körper beiseite, um die Wohnungstür wieder schließen zu können und ging zurück zum Auto. Ich hatte ein besonders gutes Gefühl, als ich für heute die sechste Nummer von meiner Liste strich. Es war viertel vor zehn, der Tatort war zu Ende und wenn ich mich beeilte, konnte ich noch einen Rest von der Christiansen sehen. Nicht, dass ich ihre dämliche Sendung mochte, aber sie war Nr. 99 und es bereitete mir zugegebenermaßen ein gewisses Vergnügen, ihren letzten Lebensabschnitt begleiten zu können. Öffentliche Personen übten einen besonderen Reiz auf mich aus, wie man bestimmt nachvollziehen kann. Schon allein der angehobene Schwierigkeitsgrad unterschied sie von den anderen. Außerdem konnte ich darüber später lange Reportagen in den Zeitungen lesen, während die anderen meist nur einen kleinen Absatz in den Lokalnachrichten zugesprochen bekamen.
Ich hätte nicht gedacht, dass es bei den Öffentlichen so einfach sein würde, mit ihnen in Kontakt zu treten. Aber die Mehrheit war männlich und ich war eine junge Frau, die mit ein wenig Vorbereitung gewisse Reize in ihnen ansprach. Die meisten waren ziemlich schnell bereit sich mit mir zu treffen und da sie alle verheiratet waren, hingen sie unsere Verabredung nicht an die große Glocke. Nr. 54 war ein gewisser Dieter Bohlen, über den sich Mama oft geärgert hat, weil er ihrer Meinung nach vollgeschissenes Klopapier zu Verlagen schicken konnte und ihm das mit Kusshänden abgenommen wurde. Wenn man mich fragt, war er ihre Wut gar nicht wert, er war inzwischen an Prostatakrebs erkrankt und hatte nur noch wenige Wochen zu leben. Wahrscheinlich war er mir sogar dankbar, dass ich ihm das Messer in den aufgeblähten Bauch jagte und ihm damit ein schnelles Ende schenkte. Besonders schwierig war die Nr. 36, ein Mann namens Reich-Ranitzky, der auch irgendwie mit Literatur zu tun hatte. Ich konnte ihn gerade noch erwischen, bevor er seinen letzten Atemzug tat. Der Pfarrer war schon auf dem Weg, die Familie saß gemütlich im Wohnzimmer beieinander und spekulierte über das Erbe, während der gute Herr schon seit Tagen bewusstlos vor sich hin röchelte. Ich hatte so meine Mühe, ihn einigermaßen zu Bewusstsein zu bringen, damit er wenigstens noch das Messer sehen konnte, wie es in seinen Bauch gerammt wurde. Aber wenn ich ehrlich bin, hatte er schon die Löffel abgegeben, bevor ich seine Haut berührte. Trotzdem fügte ich als Kommentar zu meiner Liste, dass er höllisch gelitten hat, weil ich das Gefühl hatte, dass Mama eine besondere Rechnung mit ihm offen hatte.
Ich muss zugeben, dass ich Mamas Wut auf die Literaturheinis nicht ganz nachvollziehen konnte, weil sie ihr ja nicht direkt etwas angetan haben, sondern sie lediglich ignorierten. Als ich aber die Mappe mit den Absagen von Verlagen gefunden hatte, konnte ich sie ein bisschen besser verstehen.
Ich kam gerade noch rechtzeitig, um die letzten Minuten der Christiansen zu sehen. Es war wieder unerträglich und ich war versucht, sie vorzuverlegen, damit das endlich ein Ende hätte. Aber ich hatte mir mit viel Mühe meine Liste erstellt und sie so sortiert, dass ich einen Ort nach dem anderen abarbeiten konnte, sodass es im Grunde zu umständlich war, sie mir schon jetzt vorzuknöpfen. Als nächstes waren zwei ehemalige Klassenkameraden dran. Die hätte ich am liebsten als erstes auf meine Liste gesetzt, aber ich habe bei meinem Vater angefangen, weil ich mit ihm eine besondere Rechnung offen hatte, und der wohnte in München, also brauchte ich eine Weile, um mich hochzuarbeiten. So sehr traurig war ich später nicht über die Verzögerung, sie trieben mich sozusagen an, sodass ich fast ein wenig Angst hatte, dass mein Ehrgeiz geringer würde, sobald ich sie einmal erledigt hätte. Beide waren wie erwartet nie aus ihrer Heimatstadt weggekommen, was die Sache ungemein erleichterte. Dabei konnte ich noch froh sein, dass ich nur einmal ins Ausland musste und das hatte ich mir als Bonbon für den Schluss aufbewahrt. Außerdem würde es in Australien einfacher für mich sein unterzutauchen. Ich muss zugeben, dass es mich erstaunte, dass alle in Deutschland wohnten, schließlich war Mama oft im Ausland gewesen, einmal sogar für längere Zeit in den Staaten. Aber von der Zeit gab es keine Tagebücher und ich konnte mir schließlich nicht das ganze amerikanische Volk vornehmen, um ein paar Richtige zu treffen. Vielleicht hatte Mama in der Zeit auch wider Erwarten Glück gehabt. Oder es waren so viele gewesen, dass es nicht die Mühe wert war, sie einzeln zu nennen. Dann müsste ich doch eine Massenaktion planen. Ich nahm mir vor, sie beizeiten danach zu fragen.
Die beiden Schulkameraden nahm ich mir erst eine Woche später vor, weil ich mir ein paar Tage Urlaub am Strand gönnen wollte. Ich kaufte mir eine Flasche Sekt und ließ mich von der Sonne bräunen, weil ich in Mamas Tagebuch gelesen hatte, dass sie nach der Schule oft an den Strand getrampt ist und sich dort mit warmen Sekt betrunken hatte. Komischerweise ist ihr beim Trampen nie etwas passiert, worüber ich sehr froh bin, weil es äußerst schwierig geworden wäre, die Typen ausfindig zu machen.
Braungebrannt und erholt stand ich schließlich vor dem Reihenhaus am Stadtrand und klingelte. Ein kleiner Mann mit Schweinsnase öffnete die Tür. Ich musste grinsen, weil Mamas Beschreibung noch immer wie die Faust aufs Auge passte.
„Andreas Gotthilf?“ fragte ich und setzte ein verführerisches Lächeln auf.
Er streckte die Brust heraus und grinste unsicher. „Ja?“
„Schatz, wer ist es?“ tönte es hinter ihm und eine untersetzte Blondine tauchte im Hintergrund auf. Ich hatte nicht übel Lust, mir auch sie vorzuknöpfen, aber ich hielt mich zurück. Keine grundlosen Aktionen, auch wenn mir ihre Visage nicht zusagte. Man konnte schließlich nicht jeden über den Haufen schießen, der das falsche Gesicht trug. Ich stach schnell mehrmals hintereinander zu und wartete nicht darauf, dass er zu Boden sackte, sondern schnitt ihm umgehend den Finger ab. Wie vermutet fing die Alte an zu kreischen, im Gegensatz zu Kindern können sich Erwachsene leider nicht beherrschen. Diesmal hatte ich wohlweißlich den Motor laufen lassen, was sich als richtig erwies, weil in Kürze die Nachbarn von dem Lärm, den die Witwe veranstaltete, aufgeschreckt werden würden. Ich sprang in meinen Wagen und raste davon. Erst als ich vor der Tür von Nr. 88 stand, nahm ich mir meine Liste vor und strich Nr. 87 mit einem dicken Rotstift durch. Dann lehnte ich mich zurück und atmete tief durch.
Mit Nr. 88 wollte ich mir Zeit lassen. Er war der gemeinere von den beiden und für die Torturen, die Mama durchstehen musste, der Hauptverantwortliche. Nr. 87 hatte nichts zu melden, vermutlich tat sie ihm manches Mal sogar Leid und er hätte seinen Freund gern zurückgehalten, wenn der wieder zur Verfolgungsjagd ansetzen wollte. Jeden Tag musste Mama vor ihnen wegrennen und sie holten sie jedes Mal kurz vor ihrer Haustür ein. Zwei Jahre ging das so, bis sie beide vom Gymnasium flogen. Zwei Jahre macht 80 Schulwochen oder 400 Schultage. Ich hätte ihm zu gerne für jeden einzelnen Tag einen Stich verpasst, aber erstens dauerte das zu lange und zweitens wäre er spätestens beim 20sten ohnmächtig geworden. Ich könnte ihm auch seinen ekelhaften Körper in 400 Teile schneiden, aber viel würde er nicht davon mitbekommen. Zu spät wurde mir bewusst, dass ich mir in Bezug auf diese beiden Kandidaten nicht genug Gedanken gemacht habe. Ich hätte sie zusammen erwischen sollen und erst Nr. 87 in zweihundert Teile schneiden sollen, während Nr. 88 zusehen und die Vorfreude auf seine 200 Stiche auskosten konnte. Aber es bringt nichts, über Dinge zu grübeln, die man nicht mehr ändern kann, also beschloss ich das Beste aus der Situation zu machen und wartete darauf, dass seine Frau das Haus verließ, um zu ihrem wöchentlichen Volleyballtraining zu gehen. Endlich ging die Haustür auf und ich konnte ihre Silhouetten sehen, die sich kurz umarmten und dann wieder trennten. Ich grinste. Man sollte sich immer gründlich voneinander verabschieden, war meine Devise, schließlich konnte man nie wissen, ob man sich wiedersah.
Ich wartete einige Minuten und ließ ihm Zeit, sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen und es sich vor dem Fernseher gemütlich zu machen. Dann geschah plötzlich etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Aus einem dunkelblauen Fiat, der hundert Meter entfernt geparkt hatte, sprang eine Frau im Minirock heraus und ging schnell auf die Haustür von Nr. 88 zu. Ich war also nicht die einzige, die sehnsüchtig darauf gewartet hatte, dass die werte Frau Gemahlin zum Training verschwand. Bevor die unerwartete Besucherin den Klingelknopf berührt hatte, ging die Tür auf und sie wurde ins Haus gezogen. Ich hämmerte nervös mit den Fingern auf das Armaturenbrett. Wenn sie jetzt sofort in der Koje verschwanden, was anzunehmen war, schließlich würden sie die Zeit ausnutzen wollen, würde er wahrscheinlich nicht an die Tür gehen. Ich musste mir also entweder eine andere Möglichkeit ausdenken ins Haus zu kommen oder die Sache auf Morgen verschieben. Letzteres ging mir gründlich gegen den Strich, schließlich war das mein letzter Schlag in dieser Stadt und ich hatte für morgen im Vierjahreszeiten in Hamburg gebucht. Ich hatte mich bis dahin immer an meine Zeitpläne gehalten und denke, dass das einer der Gründe war, dass bis jetzt alles glatt gelaufen war. Ich entschied mich für die erste Variante und stieg aus dem Auto.
Die meisten Menschen fühlen sich in ihren vier Wänden sicher, vor allem wenn sie eine Alarmanlage eingebaut haben. Meistens versäumen sie aber, diese auch anzustellen, wenn sie gerade zuhause sind. Sie gehen davon aus, dass man nur während ihrer Abwesenheit einbricht. Komischerweise kommen sie gar nicht auf die Idee, dass man es auf ihren erbärmlichen Arsch absehen könnte. Ich kletterte auf den Balkon im ersten Stock und stellte mich vor die Fensterfront, die seit ein paar Minuten erleuchtet wurde. Sie hatten noch nicht einmal die Vorhänge zugezogen und so konnte ich ihre nackten Körper auf dem Bett sehen. Nr. 88 lag mit über dem Kopf verschränkten Armen auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen. Die Frau lag quer über dem Bett und stülpte ihren Mund über seinen Schwanz. Sie bewegte ihren Kopf ein paar Mal hoch und runter, während sie mit der rechten Hand seinen Bauch streichelte. Ich zündete mir eine Zigarette an und drehte mich weg. So ein Blowjob konnte dauern. Als ich aufgeraucht hatte, checkte ich die Lage. Ihre Bewegungen waren mittlerweile schneller geworden, lange würde sie das Tempo nicht mehr durchhalten. Wie vermutet, hielt sie nach einem Moment inne und legte sich auf ihn. Sie wälzten sich ein paar Mal hin und her, dann drehten sie sich um und er presste sein Gesicht zwischen ihre Beine. Auf diesen Moment hatte ich gewartet. Ich schlug mit meinem Ellenbogen in die Glastür und stürzte mich mit erhobenem Messer auf ihn. Nach meinem Geschmack ging die Sache viel zu schnell über die Bühne, sodass ich sie vor lauter Enttäuschung am liebsten auch noch behandelt hätte, schließlich hatte sie alles durcheinandergebracht mit ihrem unvermuteten Erscheinen. Aber als mein Blick auf sie fiel, während ich seinen Finger absäbelte, wurde mir klar, dass sie schon vom Zusehen genug hatte. Sie starrte auf das Blut, das aus seinem Rücken strömte und wimmerte wie ein Baby vor sich hin. Ich verschwendete keine weitere Zeit und haute über den Balkon wieder ab. Als ich mein Auto startete, kam die betrogene Ehefrau zurück, vermutlich hatte sie etwas vergessen oder sogar Verdacht geschöpft. Ich grinste bei der Vorstellung, wie das Vögelchen wegen der blutigen Leiche zwischen ihren Beinen in Erklärungsnot geraten würde und brauste davon.
Vor dem nächsten McDonalds parkte ich und strich Nr. 88 von der Liste. Dann stieg ich aus und bestellte kurz darauf zwei BigMacs mit einer mittleren Portion Pommes. Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen, das passiert mir oft, wenn ich im Stress bin. Mein Arzt hat mir schon oft geraten, regelmäßiger zu essen, dann würden die Magenschmerzen vielleicht aufhören. Als ich in mein Hotel zurückkam, war es fast Mitternacht. Ich versuchte noch ein paar Seiten zu lesen, aber die Schrift verschwamm immer mehr vor meinen Augen, also legte ich das Buch auf den Nachttisch und knipste das Licht aus.
In Hamburg lief alles wie am Schnürchen und ich war bald bei der Nr. 99 angelangt. Was Mama speziell an der Christiansen auszusetzen hatte, war mir nicht richtig klar geworden, schließlich ging die so ziemlich jedem auf die Nerven. Aber ich muss zugeben, dass ich mich wie eine Art Retterin der Nation fühlte, als ich in das Restaurant betrat, in dem ich mit ihr verabredet war. Auch hier war es erstaunlich leicht gewesen, einen Termin zu bekommen. Die meisten Leute sind schrecklich eitel und versäumen keine Gelegenheit, mit der Presse zu sprechen. Vor allem, wenn man als Hollywoodgesandte angemeldet ist und eventuell ein paar Minuten im amerikanischen Fernsehen anzubieten hat. Die Schickse hatte sich für mich außerordentlich in Schale geworfen und hing mir regelrecht an den Lippen. Es war ein Leichtes, sie in die Toiletten zu locken und sie regelrecht ins Messer laufen zu lassen. Ich schleifte sie in eine der praktischerweise großen Klokabinen, entfernte die Blutspuren, zog meine Perücke vom Kopf und verließ unbehelligt das Restaurant. Diesmal hatte ich meinen Wagen stehen gelassen, weil man mit den Öffentlichen vorsichtiger sein musste.
Nr. 100 erledigte ich kurze Zeit später und gönnte mir daraufhin eine Flasche Schampus wegen der runden Zahl. Ziemlich angetrunken legte ich mich schließlich ins Bett und freute mich, dass ich mich langsam dem Ende näherte. Die restlichen waren bis auf Nr. 112 Kinderkram: fünf von ihnen waren mehr oder weniger reine Bettgeschichten, die ich emotionslos und schnell tötete, da sie kaum Zeit gehabt haben, Mama ernstlich zu schaden. Bevor ich losgelegt hatte, wusste ich nicht genau, ob man wirklich alle erledigen musste, weil sie viele lediglich namentlich nannte und nur kurz erwähnte, mit ihnen im Bett gewesen zu sein. Aber wie ich Mama kannte, hatte sie bei jedem zumindest auf einen Anruf gewartet, der dann anscheinend nicht erfolgte, sonst hätte sie von weiteren Verabredungen berichtet. Wenn ich da schon jemanden verschont hätte, wäre es auch bei anderen schwierig gewesen, abzuwägen, ob sie es verdient hätten oder nicht. Meistens sind die Grenzen fließend, was die Schuldfrage betrifft. Wenn du erst einmal anfängst Abstriche zu machen, kannst du es gleich sein lassen.
Nr. 109 war ein Schauspieler, mit dem Mama ein paar Wochen zusammen war. Ich fand ihn eigentlich ganz nett, aber das waren sie im Grunde alle auf den ersten Blick.
Als ich einen Brief von Mama an seiner Pinnwand entdeckte, kam ich ins Schleudern. Vermutlich hatte er nur vergessen ihn abzunehmen, sagte ich mir und haute ihm das Messer in den Bauch, als er sich vorbeugte, um mich zu küssen. Nr. 110 und 111 waren ehemalige Lehrer, die schon lange pensioniert waren und sich kaum noch erinnern konnten, welche Fächer sie unterrichtet haben. Relativ lustlos stach ich zu, bis sie aufhörten zu atmen. Ich legte ihre Finger zu den übrigen und mir wurde klar, dass ich erleichtert war, zum Ende zu gelangen. Ich hatte befürchtet, dass ich in ein Loch fallen würde, wenn ich das alles hinter mich gebracht haben würde, schließlich hatte es meinem Leben einen festen Rahmen gegeben, aber ich sehnte mich nach Ruhe. Ich fuhr zurück in mein Hotel und schlief mich aus. Am nächsten Tag bezahlte ich meine Hotelrechnung, ging zum Friseur und ließ mir meine Haare kurz schneiden. Nachmittags checkte ich für den Flug nach Australien ein.
In Perth knallte die Sonne auf mich, als ich aus dem Flugzeug stieg. Ich suchte mir ein nettes Hotel und nahm ein Bad, um wieder frisch zu werden. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mir erst einmal die Stadt anzusehen und mich zu erholen, bevor ich mir die letzte Nummer vornahm. Aber ich war unruhig und wollte die Sache endlich zu Ende bringen. Ausruhen könnte ich mich dann noch lange genug. Ich ging zum Empfangschef und ließ mir einen Stadtplan geben. Mein rechter Zeigefinger fuhr die Straßen entlang, die ich zu meinem Zielort nehmen musste. Ich fragte, ob ich mir die Karte ausleihen dürfte und der Empfangschef erklärte mir, dass sie extra für die Hotelgäste hier auslagen. Es kam mir alles plötzlich zu einfach vor. Fast wünschte ich mir, dass sich die Hindernisse auf meinem letzten Weg nur so stapeln würden. Als ich aus dem Hotel trat, wartete schon ein Taxi auf mich und der Fahrer sprang zuvorkommend heraus, um mir die Tür aufzuhalten. Ich nannte ihm die Adresse und sank in den Sitz. Der Wagen hatte eine Klimaanlage, was für eine angenehme Temperatur sorgte, aber ich spürte ein Kribbeln im Hals, was meist eine Ankündigung einer Erkältung bedeutete. Ich bat den Taxifahrer, die Klimaanlage auszuschalten und er sah mich erstaunt an. Er fragte mich, ob ich Europäerin sei und ich nickte, obwohl mir nicht ganz klar war, was das mit der Klimaanlage zu tun hatte. Er erzählte mir, dass sein Vater aus der Ukraine stammte und dass er gerne einmal dorthin fahren würde, um seine Verwandten zu besuchen. Ich nickte wieder und sah zur anderen Seite, in der Hoffnung, dass er aufhören würde zu reden. Er redete über seine gesamte Verwandtschaft, bis wir endlich ankamen und ich ihn mit einem großzügigen Trinkgeld versorgte. Als ich ausstieg, schlug mir die Hitze entgegen. Ich hatte Kopfschmerzen und wäre am liebsten umgekehrt. Normalerweise nutzte ich die letzten Minuten dazu mich zu sammeln. Ich hatte das vage Gefühl, nicht gut vorbereitet zu sein, aber ich riss mich zusammen, weil ich es endlich hinter mich bringen wollte. Dieser hier war Mamas letzter Freund. Der letzte Abschnitt über ihn war von ihren Tränen so verwischt, dass ich nichts mehr lesen konnte. Es hat lange gedauert, bis ich ihn gefunden hatte. Über seine Eltern habe ich letztendlich erfahren, dass er mit seiner Freundin in diesem schäbigen Viertel lebt. Sie wollten schon lange nichts mehr mit ihm zu tun haben. Wenn es nach ihnen ginge, könnte das feine Pärchen sich gerne tot saufen. Gut, dabei konnte ich ihnen helfen und das ganz ohne Alkohol.
Ich ging langsam auf den Eingang des kleinen Häuschens zu. Musik drang nach draußen und ein Hund bellte. Das musste aus dem Nachbarhaus kommen, von einem Hund war nie die Rede gewesen. Ich drückte das Messer an mich. Nicht, dass so kurz vorm Ziel ein dummer Köter alles verderben würde. Eine männliche Stimme rief den Hund zur Raison und die kam eindeutig aus dem Nachbarhaus zu meiner Rechten. Ich atmete auf und klopfte an die Tür. Als nach fünf Minuten keiner gekommen war, drückte ich vorsichtig die Klinke herunter. Es quietschte leise, als ich die Tür langsam öffnete. Ich schlich mich auf den Zehenspitzen in einen engen, dunklen Flur und ging auf den einzigen Lichtschein zu, der von einer angelehnten Tür herrührte. Die Musik kam aus dem Zimmer. Eine schmale Treppe führte nach oben. Nichts rührte sich. Ich drückte vorsichtig die angelehnte Tür auf und sah einen Mann, der auf einem kleinen Sofa schlief. Sein linker Arm hing schlaff herunter und aus seinem Mundwinkel lief ein dünner Spuckefaden. Er roch stark nach Alkohol. Auf dem Tisch vor ihm stand eine fast leere Flasche Wodka. Ich wischte mit meinem Ärmel über den Flaschenhals und trank den Rest aus. Dann stieß ich mit voller Kraft mein Messer in seine Wampe. Er riss die Augen auf und schrie. Ich stieß immer wieder zu, weil er nicht aufhören wollte mit dem Geschrei. Er war unglaublich hartnäckig und ich dachte, er wollte nie aufgeben. Das Blut spritzte nur so aus ihm heraus und traf mich mehrmals ins Gesicht. Ich musste würgen, aber riss mich zusammen. Als er sich endlich nicht mehr rührte, atmete ich erleichtert auf und schnitt meinen letzten Zeigefinger ab. Dann musste ich mich setzen, so sehr war ich außer Atem. Ich wischte mir mit der Tischdecke das Blut aus dem Gesicht und wollte gerade aufstehen, als Schritte auf der Treppe zu hören waren. Ich griff nach meinem Messer und hielt es vor mich.
„Du hast ihn umgebracht, du Schlampe!!“
Ich erkannte sie sofort. Sie stürzte sich auf mich und schlug mir ins Gesicht.
„Mama!“
„Du Schlampe, was hast du getan?!“
Ich warf mich auf den Boden und umklammerte ihre Knöchel. „Mama, ich wusste nicht, dass du hier bist.“
Sie trat mit den Füßen nach mir und stürzte sich auf das Telefon.
„Mama, ich hab es für dich getan. Hier“, ich zeigte ihr den Zeigefinger, „im Hotel habe ich die von den anderen. Alle 132.“ Ich warf mich in ihre Arme und fing an zu weinen. Sie stieß mich auf den Boden und brüllte ins Telefon, dass ihr Mann ermordet worden ist.
„Mama!“ flehte ich sie an.
„Hau ab, du Miststück!“ Sie griff nach einer Vase und warf sie nach mir. Ich hörte, wie das Geräusch von Sirenen sich näherte. So schnell konnten sie doch gar nicht sein, dachte ich, aber bewegte mich trotzdem in Richtung Fenster.
„Mama“, versuchte ich es ein letztes Mal. Sie sank in einen Sessel und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. „Hau ab“, sagte sie diesmal so leise, dass ich es kaum hören konnte. Die Sirenen wurden lauter. Ich warf einen letzten Blick auf sie und sprang aus dem Fenster.
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Сообщение Elena Fr. » Пн июн 20, 2005 18:52

Я предлагаю еще один

Rotkäppchen im Juristendeutsch...

"Als in unserer Stadt wohnhaft ist eine Minderjährige aktenkundig, welche infolge ihrer hierorts üblichen Kopfbedeckung gewohnheitsrechtlich "Rotkäppchen" genannt zu werden pflegt.

Vor ihrer Inmarschsetzung wurde die R. seitens ihrer Mutter über das Verbot betreffs Verlassens der Waldwege auf Kreisebene belehrt.

Sie machte sich infolge Nichtbeachtung dieser Vorschrift strafbar und begegnete beim Überschreiten des diesbezüglichen Blumenpflückverbotes einem polizeilich nicht gemeldeten Wolf ohne festen Wohnsitz. Dieser verlangte in unberechtigter Amtsanmaßung Einsicht in den zum Transport von Konsumgütern dienenden Korb und traf zwecks Tötungsabsicht die Feststellung, dass die R. zu ihrer verwandten und verschwägerten Großmutter eilends war.

Da bei dem Wolf Verknappungen auf dem Ernährungssektor vorherrschend waren, beschloss er, bei der Großmutter der R. unter Vorlage falscher Papiere vorstellig zu werden. Da dieselbe wegen Augenleidens krankgeschrieben war, gelang dem Wolf die diesfällige Täuschungsabsicht, worauf er unter Verschlingung der Bettlägerigen einen strafbaren Mundraub ausführte.

Bei der später eintreffenden R. täuschte er seine Identität mit der Großmutter vor, stellte der R. nach und durch Zweitverschlingung derselben seinen Tötungsvorsatz unter Beweis.

Der sich auf einem Dienstgang befindliche Förster B. vernahm verdächtige Schnarchgeräusche und stellte deren Urheberschaft seitens des Wolfsmaules fest. Er reichte bei seiner vorgesetzten Behörde ein Tötungsgesuch ein, welches zuschlägig beschieden wurde. Daraufhin gab er einen Schuss auf den Wolf ab. (Die Bekanntgabe dieses Verwaltungsaktes erfolgte mit dem Geschossknall!)

Der W. wurde nach Empfangnahme der Kugel ablebig (exitus). Die Beinhaltung des Getöteten weckte in dem Schussgeber die Vermutung, dass der Leichnam Personen beinhaltete. Zwecks diesbezüglicher Feststellung öffnete er unter Zuhilfenahme eines Messers den Kadaver zur Einsichtnahme und stieß hier auf die noch lebende R. nebst Großmutter. Durch die unverhoffte Wiederbelebung bemächtigte sich der beiden Personen ein gesteigertes, amtlich nicht zulässiges Lebensgefühl.

Der Vorfall wurde von den Gebrüdern Grimm zu Protokoll gegeben."
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Сообщение Elena Fr. » Пн июн 20, 2005 18:57

Предлагайте другие тексты. Когда предложения иссякнут :grin: , привинтим голосование.
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продолжение Йессики Фальцой

Сообщение Катя_А » Вт июн 21, 2005 09:38

Привет всем,
спасибо, что вспомнили про мою Фальцой и перевесили её сюда.

Добавляю к двум её рассказам - отрывок из романа "Ende der Schonzeit" (начало). Возможно, это для семинара не самое пододящее - т. к., во-первых, не знаю, какой кусок выбрать, во-вторых, у меня роман лежит целиком - "макроконтекст" - не посылать же всем участникам весь роман. Или посылать? В-третьих, тут на целую страницу эпиграфов - их можно было бы пропустить, но для контекста я оставила. В общем, пусть не для семинара, так просто для любознательного читателя.

Мне нравится эта авторша, хотя её и не печатают. Очевидно, моя симпатия к текстам Й.Фальцой - от личного знакомства с ней. Но, может, не всё так субъективно? или найдутся просто похожие по склонностям субъекты.

Из "Виллема Хольда" я успела сделать только 1 страничку, так что не стала посылать. Оправдываюсь вот.

Интересно, кто что ещё предложит - и кто поучаствует в голосовании.
Катя А.

Vorwort

Ich sag am besten gleich, dass alles geklaut ist. Es mangelt mir einfach an Ideen. Aber es gibt auch zu viele, die es weitaus besser können oder konnten als ich. Sie mögen es mir nicht übel nehmen und sich dabei denken, dass ich ihnen somit meine Ehrfurcht erweise.

J.F.

Ich glaube, der Staat ist uns Intellektuellen zu großem Dank verpflichtet und könnte durchaus eine Art Anerkennngsrente dafür bezahlen, dass wir trotz unseres oft so unglaublich großen Hirns so einfache Dinge wie einen Bankeinbruch nicht mehr planerisch gestalten können, weil so etwas einfach von den mächtigen Säulen unserer Gehirnarchitektur wegrutscht. Moralisch bestünden keine Hindernisse...

Eckhard Henscheid, Die Vollidioten


Ich bin bei euch so recht vernünftig geworden, habe gründlich mich unterscheiden gelernt von dem, was mich umgibt, bin nun vereinzelt in der schönen Welt, bin so ausgeworfen aus dem Garten der Natur, wo ich wuchs und blühte, und vertrockne an der Mittagssonne.

Friedrich Hölderlin, Hyperion


Bevor die Welt besser wird, wird sie wohl erst mal schlechter werden, und wer weiß, wie lange man seine Ruhe hat, auch hier auf der Müllhalde.

Knut Faldbakken, Unjahre


Es heult der Sturm, die Nacht ist graus,
Die Lampe schimmert im Müllerhaus.
Da schleichen drei Räuber wild und stumm –
Husch husch, pist, pist! – ums Haus herum.
Die Müllerstochter spinnt allein,
Drei Räuber schaun zum Fenster herein.
Der zweite will Blut, der dritte will Gold,
Der erste, der ist dem Mädel hold.
Und als der erste steigt herein,
Da hebt das Mädchen den Mühlenstein.
Und – patsch! – der Räuber lebt nicht mehr,
Der Mühlstein duckt ihn gar zu sehr.
Doch schon erscheint mordgierig-heiter
Und steigt durchs Loch der Räuber zweiter.
Ha! Hu! – Er ist, eh’ er’s gewollt,
Wie Rollenknaster aufgerollt.
Jetzt aber naht mit kühnem Schritte
Voll Geldbegierigkeit der Dritte.
Schnapp! Ist der Hals ihm eingeklommen;
Er stirbt, weil ihm die Luft benommen.
So starben die drei ganz unverhofft.
O Jüngling! Da schau her!
So bringt ein einzig Mädel oft
Drei Männer ins Malheur!!!

Wilhelm Busch, Die kühne Müllerstochter

IT ALL COMES DOWN TO SEX... oder so ähnlich heißt es. Je mehr ich darüber nachdenke, umso klarer wird es mir. Meine Misere beginnt da, wo es mir im Schritt heiß wird. Ich komme ansonsten gut mit allem klar, manchmal besser, manchmal schlechter. Aber sobald mein Kopf sich abmeldet und meiner Hose den Vorrang lässt, kannst du dir die Zeit bis zum Abstieg an zehn Fingern ausrechnen.
Was mir auch klar wurde, dass sich etwas ändern musste: Seit Tagen wälze ich mich im Bett herum und versuche mich mit diesem und jenem abzulenken, aber zum Schluss steht es immer wieder in großen Lettern vor mir: Etwas muss geschehen.

Beschreibung der ich-Erzählerin:
34 Jahre alt, geboren im Zeichen des Krebses, Großstadtbewohnerin mit Hass auf die Großstadt, akademischer Abschluss, ohne sinnvolle Betätigung, Single, kein regelmäßiges Sexualleben. Ende der Beschreibung.

Meine momentane Beschäftigung als EDV-Trainer an einer Weddinger Grundschule habe ich dem Bezirksamt Mitte zu verdanken, die mich vor die Wahl gestellt haben, entweder das oder als Verkäuferin in einer Filiale einer ständig expandierenden Bäckereikette. Letzteres hätte mich dazu gezwungen, meinen Arbeitstag um 6 Uhr morgens beginnen zu müssen, also entschied ich mich für ersteres. Ich grübele noch immer darüber nach, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Mein Arbeitstag beginnt erst um halb neun, aber der Verkauf von Weltmeisterbrot und Rüblibrötchen kann nicht schlimmer sein, als 12-jährigen Analphabeten zu zeigen, wie man Word öffnet oder mit Paint zeichnet.
Nach der letzten schlaflosen Nacht habe ich dreierlei entschieden:
1. Ich gebe mir noch ein Jahr und dann kratz ich die Kurve, sollte nichts von Bedeutung passieren.
2. Ich beginne einen neuen Roman.
3. Ich habe keinen Sex mehr.

Ein gutes Zeichen ist es, wenn man Vorsätze nicht am Silvesterabend trifft, sondern mitten im Jahr. Was ich übrigens auch mit dem Rauchen so gemacht habe. Jetzt habe ich wieder angefangen, aber zumindest zwei Jahre habe ich durchgehalten. Es ist gut sich ein Zeitlimit zu setzen, sonst gehen alle guten Vorsätze flöten. Jemandem die Pistole auf die Brust zu setzen behagt mir nicht, schon gar nicht, wenn ich selbst das Opfer bin. Aber ich kenne mich: lässt man mir zu viel Freiheit, nutze ich sie schamlos aus. Ich brauche ein Mindestmaß an Regeln, um mich durchs Leben zu hangeln, sonst komme ich ins Schwimmen.

Zurück zu meinen Vorsätzen: Punkt 1 ist eher als Feststellung anzusehen und muss im Hinterkopf behalten werden, Punkt 2 erfordert sofortige Aktion, Punkt 3 spielt momentan keine Rolle, da ich in Jogginganzug an meinem Schreibtisch in meiner von mir allein bewohnten Wohnung sitze. Ich befinde mich also im Prozess einen neuen Roman zu beginnen, sitze seit drei Stunden vor meinem PC und suche händeringend nach einer genialen Idee. Da ich in absehbarer Zeit nicht mit einem Geistesblitz rechnen kann, gehe ich meine Bibliothek durch und überlege, von wem ich was klauen kann. Da wären zuerst die Reclamhefte aus der Schule. Zuoberst liegt „Aus dem Leben eines Taugenichts“. Warum nicht?

Roman, erster Versuch: Ich war kaum mit der Schule fertig, hatte ein einigermaßen annehmbares Abiturszeugnis Zuhause vorgelegt und einen kleinen Geldbetrag als Belohnung erhalten, als mein Vater mich schonungslos aus meiner wie ich finde wohlverdienten Ruhepause heraus riss und mich fragte, was ich denn so in Zukunft mit meinem Leben anzufangen gedenke. Er traf mich dösend auf meinem Bett vor und stellte fest, dass ich mich seit einer Woche nicht aus dem Haus bewegt hatte. Ich öffnete zögerlich die Augen, überlegte einen Augenblick und mir wurde klar, dass er recht hatte. Ich hatte mich nicht nur nicht aus dem Hause bewegt, selbst mein Bett hatte ich nur verlassen, um meine notdürftigen Ausscheidungen zu erledigen und mir ein Brot zu schmieren, wenn mich der Hunger packte. Ich klärte ihn darüber auf, dass die vergangenen Wochen, in denen ich mich auf die Prüfungen vorbereitet hatte, einige Anstrengungen erfordert hatten und das ich mich gerne noch ein wenig länger ausruhen würde, wenn er und meine Mutter es gestatten würden. Sie gestatteten es nicht.
Also packte ich ein paar Sachen zusammen und beschloss, erst einmal ein bisschen zu reisen. Am nächsten Morgen machte ich mich mit meinem Rucksack und meiner Gitarre auf den Weg und verabschiedete mich einigermaßen gut gelaunt, denn es war Anfang Juni, die Sonne schien und ich hatte ein paar Moneten in der Tasche. Ich sah mich noch einmal zu unserem Haus um und dachte bei mir, dass es eigentlich ein hässliches, kleines Haus war und die Welt da draußen bestimmt um einiges schöner und größer. Ich schritt munter drauf los und beschloss ein paar Kilometer zu laufen, bevor ich versuchen würde, ein Auto anzuhalten. Ende des ersten Versuchs.

Ich bin zufrieden mit mir. Eine halbe Seite in weniger als einer Stunde. Ein durchschnittlicher Roman hat 200 Seiten, heute reichen schon 150, mehr wollen die meisten ohnehin nicht lesen, mit Glück kommt er dann noch in die Preisklasse 5?80, das gibt man auch mal für ein kleines Mitbringsel aus. Eine halbe Seite in einer Stunde, macht 300 Stunden für den ganzen Roman, wenn ich acht Stunden am Tag schreibe, kann ich mit Korrekturlesen in zwei Monaten damit durch sein. Leider fällt mir gerade ein, dass ich einen Acht-Stunden-Arbeitstag habe, somit werde ich nicht weitere acht Stunden schreiben können. Aber selbst wenn es nur die Hälfte ist, schaffe ich es in vier Monaten, bei einem Viertel, im Klartext zwei Stunden am Tag, brauche ich acht Monate, was auch noch eine absehbare Zeit ist. Ich kann also getrost den Computer ausschalten und mir Gedanken über Vorsatz Nummer 3 machen.

Zur Erinnerung: Vorsatz 3: Ich habe keinen Sex mehr.

Die Sache mit dem Sex ist eine Sache für sich. Im Grunde bin ich ein vorsichtiger Mensch. Ich versuche nachzudenken, bevor ich handle. Das gelingt mir dann, wenn kein Sex im Spiel ist. Was eher selten der Fall ist. Zumindest wenn man auf Menschen trifft. Sicher ist im Grunde nur eine Gruppe: Kinder. Auf Kinder stehe ich nicht. Ansonsten ist es schwierig. Wenn ich die erforderliche Menge Alkohol intus habe, bin ich nicht wählerisch. Auch nicht, wenn der Zeitraum seit der letzten Interaktion größer als ein halbes Jahr ist. Wenn man aber nicht bei der Zielgruppe ansetzen kann, muss die Aktion an sich kritisch betrachtet werden.

Beschreibung einer typischen Interaktion:
Zwei nackte, nicht mehr ganz junge, nicht mehr ganz wohl geformte Körper bewegen sich mehr oder weniger im Gleichtakt, kalter Schweiß vermischt sich, grunzende Laute und mehr oder wenige durchdringende Aufschreie sind zu hören, das Bild erinnert an epileptische Anfälle, beide Körper versuchen krampfhaft, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden, schließlich sinken sie erschöpft aufeinander und verharren in solch unbequemer Position, bis der eine oder andere den Mut und/oder die Kraft findet, sich von dem anderen zu rollen. Ende der Beschreibung.

Wieso bin ich dann so scharf drauf? Oder wieso kommt mir der Gedanke daran früher oder später, wenn ich jemanden kennenlerne? Und setzt somit, wie ein dem Anfang eines Buches zugefügtes Zitat, alles in ein ganz bestimmtes Licht? In Blitzesschnelle wird entschieden, ob das Gegenüber mit nacktem Körper im eigenen Bette reizvoll wäre oder nicht, und diese Entscheidung wird bei jedem weiteren Treffen überdacht und ggf. revidiert. Ein ernsthaftes Gespräch ist unter diesen Umständen so gut wie unmöglich: An der Oberfläche mögen noch so inspirierende Ideen ausgetauscht werden, im Innersten brodelt die Gretchenfrage, ob man will oder nicht.
Eine Lösung ist, die meiste Zeit allein zu verbringen, was ich in den letzten Jahren zunehmend mache. Aber in unregelmäßigen Zeitabständen meldet sich etwas in mir, das mich nervös macht und schließlich doch wieder hinaus treibt, mich in seltsame Masken wirft, um bei der Maskerade nicht aufzufallen, und letztendlich zurück in den Schoß der Menschen. Genauer: Eines Menschen, mit dem ich dann über kurz oder lang in diesem oder jenem Bett landete und zu der oben beschriebenen Interaktion. Ist sie einmal beendet, kommt der bittere Nachgeschmack. Und ich krieche nach Hause, geschlagen von meiner Schwäche und der Härte der Realität, die in nichts dem gleicht, wie ich es mir vorher ausgemalt habe.
Und dennoch habe ich Fortschritte gemacht:

Beschreibung einer Szene auf dem Weg zur Besserung:
„Und was machst du hier so?“ (Oder: „Wie heißt du?“ etc. Die einleitende Frage kann variieren.)
„Vergiss es.“
Mein Gegenüber ist sichtlich verwirrt.
Meine Erklärung: „Ich erlebe Sex und Liebe nur noch als Sekundärerfahrung.“
Mein Gegenüber grinst. Im besten Falle fragt er nach. „Was meinst du damit?“
„Dass ich derartige Gefühle nur noch als Zeuge erlebe, indem ich Bücher lese oder Filme sehe.“
Mein Gegenüber sieht mich irritiert an und sagt vielleicht: „Ach, so ist das.“
Ich antworte: „Ja, so ist das.“
Manchmal hat man dann noch darüber diskutiert und ist dann schließlich doch im Bett gelandet, weil Prinzipien dazu da sind, wieder verworfen zu werden und ich es aus Prinzip verurteile, wenn man mir Dinge unterstellt, die ich in der Vergangenheit gesagt haben soll, sei diese auch noch so nah. Ende der Beschreibung.

Führt der Versuch nicht ans Ziel, sollte man sich zumindest diesen hoch anrechnen. Nun wollte ich laut Vorsatz Nummer 3 ernsthafter an die Sache herangehen. Dazu mussten einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, um mich am Anfang nicht allzu sehr in Versuchung zu führen. Einem Fastenden setzt man die ersten Tage keine Marzipantorte vor, ab dem vierten Tag ist er aber schon in der Lage, ohne die Miene zu verziehen an einer Bäckerei vorbei zugehen – vor allem, wenn es sich um die Berliner Bäckereien handelt. Das Wochenende ist frei, ab Montag müsste ich eigentlich arbeiten, aber ich hatte vor kurzem das Angebot, mir von Zeit zu Zeit einen Attest zu besorgen, wenn ich eine Ruhepause benötige. Ich inspiziere also meine Vorräte und mache mir eine Liste, um eine Woche nicht das Haus verlassen zu müssen.

Einkaufsliste, komplett:
Zigaretten
Mehl (zum Brot backen)
Hefe
Butter
Käse
Kaffee
H-Milch (3,5% Fett)
Klopapier (2-lagig)
Ende der Einkaufsliste.

Wittgenstein soll seine Arbeit lediglich unterbrochen haben, um seinen Hunger mit Käsebroten zu stillen, ist also auch nur geklaut. Nach dem Einkauf wird noch die Sache mit dem Attest erledigt, dann sind alle notwendigen Vorbereitungen getroffen. Heute ist Freitag, bis übernächsten Montag habe ich somit zehn Tage Ruhe.
Катя_А

 
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оформление текста

Сообщение Катя_А » Вт июн 21, 2005 09:47

Кажется, я не умею правильно подвешивать тексты в виду цитат. Извините, буду учиться.
К.
Катя_А

 
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Сообщение Elena Fr. » Вт июн 21, 2005 10:35

Начало романа про 34-летнюю даму мне понравилось. Только, по-моему, отрывок очень большой. Я думаю, нужно брать не более одной странички, тогда больше народу поучаствует.

А цитаты делаются так: выделяете текст и нажимаете наверху на Quote
ЖИ, ШИ пиши с буквой И, а ЖЫ, ШЫ - с буквой Ы
Elena Fr.

 
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Сообщение Катя_А » Вт июн 21, 2005 11:49

Вы правы, отрывок ужасно большой. Но мне именно наличие полной версии романа мешает выделить кусок (где начало того конца, которым кончается начало?). Может быть, кто-то поможет выбрать часть?

Я же, не облегчая нам всем выбора, привешиваю сюда ещё один кусок 34-летней дамы (поменьше).

Mit dem Romanschreiben habe ich zugegebenermaßen meine Schwierigkeiten. Ich fange jedes mal mit Begeisterung etwas an und merke nach kurzer Zeit, dass ich einem plötzlichen Stimmungswandel unterlegen bin, was mich auf eine andere Romanidee bringt, die ich dann sofort in die Tat umsetzen muss. Der bereits Angefangene wird zur Seite gelegt und liegt mahnend neben meiner Tastatur, dass ich ihn ja nicht ganz vergesse. Darauf stapelt sich aber kurze Zeit später der nächste Roman, der wiederum einem plötzlichen Stimmungswandel zum Opfer gefallen ist. Und so weiter und so fort.

Anfang meines zweiten Romans: Michael, oder Micky, wie er sich von seinen Kumpels rufen ließ, streunte lustlos über die Halde und ärgerte sich, dass heute nichts dabei war, was man zu Geld machen könnte. Heute morgen, als er mit einem dröhnenden Schädel aufgewacht war, hatte er sich vorgenommen, sich später so richtig die Kante zu geben, dafür brauchte er das nötige Kleingeld. Plötzlich merkte er, dass er nicht allein war. Er wunderte sich, weil er sonst um diese Tageszeit noch nie jemanden hier angetroffen hatte. Ein Hämmern kam vom anderen Ende der Halde. Er duckte sich und schlich sich leise heran. Das wäre eine gute Abwechslung, würde sozusagen seinen Tag retten, der so beschissen angefangen hatte. Micky rieb sich die Hände und fluchte leise, um sich in Fahrt zu bringen. Als das Hämmern aufhörte, warf er sich geräuschlos zu Boden. Er konnte noch immer nicht sehen, wer sich da zu schaffen machte. Dann ging das Hämmern wieder los. Micky stand vorsichtig auf und näherte sich seinem Zielpunkt. Wird auch mal wieder Zeit, dass was passiert, murmelte er vor sich hin und spuckte sich in die Handinnenflächen. Das Hämmern ging weiter. Micky schlich sich weiter an die Geräuschquelle und versteckte sich schließlich hinter einem alten Autowrack. Endlich erspähte er den Übeltäter: Ein Mann um die 50 in verschlissener Kleidung hämmerte auf einem Kotflügel herum und schien sich unbeobachtet zu fühlen. Nicht mehr lange, sagte sich Micky grinsend und zählte bis zehn, was er immer tat, um seine Konzentration zu sammeln. Dann setzte er zum Sprung an. Ende des Auszugs.

Mein Brot liegt im Ofen und wird langsam braun, ich strecke mich zufrieden auf meinem Bett aus und stelle mir die Hektik außerhalb meiner vier Wände vor: Menschenmassen, die sich durch volle Einkaufshäuser drängeln und ein Heidengeld für Dinge ausgeben, von denen sie erhoffen, dass sie sie schöner und zufriedener machen; Autofahrer, die im Stau stehen und am Radiosender herum fummeln, weil sie mit dem Programm unzufrieden sind; Leute, die hektisch Nachrichten in ihr Handy trommeln oder hinein schreien, weil der Empfang schlecht ist. Berlin ist ein Moloch und es wird mit jedem Tag schlimmer. Aber ich habe noch immer eine Woche Ruhe vor mir. Ich muss beim Anblick meines Weckers grinsen und fühle mich fast versucht, ihm zärtlich über den Rücken zu streicheln. Armes Ding, auch er wird nur benutzt. Ich schalte die Glotze an und mach sie kurz darauf wieder aus. Wird Zeit, dass ich das Kabelfernsehen abbestelle. Eine Runde pennen kann nicht schaden und den Bettbezug zu wechseln auch nicht, fällt mir auf, als ich meine Nase tief in die Decken stecke.

Fortsetzung der Kindheitserinnerungen, um den Leser über den Mangel an aktuellen Geschehnissen hinweg zu helfen: Meinen ersten Selbstmordversuch unternahm ich mit zweidreiviertel. Ich schob den Küchentisch an den Schrank, den Stuhl daneben und kletterte auf den Tisch, um an die bunten Tabletten in dem durchsichtigen Glas zu kommen, das meine Mutter dort vor den Kindern in Sicherheit gebracht hatte. Ich versteckte mich mit meiner Beute hinterm Sofa und lutschte genüsslich auf den bunten Dragees herum, bis das Glas alle war. Dann wurde ich angenehm müde und schlief ein.
Als ich erwachte, war mir speiübel und ich hatte wahnsinnige Bauchschmerzen. Ich öffnete meine Augen und sah in viele fremde Gesichter, die sich über mich beugten. Ich hätte ihnen gern gesagt, dass sie mich allein lassen sollten, aber erstens konnte ich noch nicht so gut sprechen und zweitens war meine Zunge ungewohnt schwer. Ich schloss meine Augen wieder.
Danach unternahm ich keinen weiteren Versuch aus Angst, es könnte wieder schief gehen. Ende der Kindheitserinnerungen.
Катя_А

 
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Сообщение Катя_А » Вт июн 21, 2005 11:51

А выделить текст опять не удалось. Может, это только чужой текст можно выделять?
Катя_А

 
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Сообщение Elena Fr. » Вт июн 21, 2005 12:39

Катя_А писал(а):А выделить текст опять не удалось. Может, это только чужой текст можно выделять?


Любые тексты можно выделять. Попробуйте сначала кликнуть на Quote
потом вставить текст и еще раз кликнуть на Quote


А из романа, думаю, нужно брать самое начало. Тогда мы имеем ту же информацию, что и читатель. А если взять из середины, то многое будет непонятно. На чтение романа специально для семинара вряд ли кто-то время найдет. Может потом когда-нибудь, если начало заинтересует. :grin:
ЖИ, ШИ пиши с буквой И, а ЖЫ, ШЫ - с буквой Ы
Elena Fr.

 
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Сообщение austrannik » Вт июн 21, 2005 22:51

O, а у меня есть совершенно восхитительный и, кажется, подходящий по размеру фельетон Артмана. Бьюсь над ним уже третий день. Основные проблемы - перевод диалекта, жаргонизмов, каламбуров, основанных на идиомах, и местечковых реалий в виде имен собственных. Мне ужасно интересно: можно ли с подобными вещами справиться в принципе?

В этом тексте меня восхищает, помимо прочего, изысканность и богатство лексического арсенала автора, который он использует для усиления стилистического контраста, так характерного для венского юмора. Обратите, например, внимание, что на трех страницах Артман именует продавца колбасы шестью (!) разными словами... :lol:

austrannik писал(а):
HC Artmann
ZORRO
(Из сборника "Im Schatten der Burenwurst")

"Die Burnwurscht da is vom Gigara", meinte ein dezent gekleideter Herr zu seiner Begleiterin, "do loß i mi eineschtechn, waun des Heidl ned zu hundat Prozent vom Roßfleischhocka schdaumt!"
Er bohrte bei dieser Rede mit dem rechten Zeigefinger an eine Stelle, wo ein blütenweißes Hemd seinen sauberen Hals freigab.

Es war eine wunderlaue Sommernacht, der Herr und die Dame standen vor einer Burenwurstbude (man verzeihe mir diesen Ausdruck) und verzehrten je eine aufgeschnittene Heiße mit Kremsersenf. Es war, wie gesagt, eine laue Sommernacht, und der Würstelmann überhörte wahrscheinlich aus diesem angenehmen Grund die ungeheure Anschuldigung des dezenten Gentleman geflissentlich. Der Vollmond stand prachtvoll und stumm über der Landstraße, war allerdings nur von den letzten Etagen des Hilton wahrzunehmen. Der Würstelmann fühlte den schlimmernden Erdtrabanten, er war ein Typ, den ein voller Mond eher ab- als aufregte: er überhörte einfach mit Absicht die hippophagistische Bemerkung des Herrn im Nadelstreif.
"Aber geh, Schorsch!" meinte kauend die Begleiterin des kauenden Herrn, "es wiad waß Gott wos fia a Fleisch sein, owa a Roßfleisch?! Naa, des glaub i net. Schau, do hast's olwäu, die Kinesn verkochn a Schappi fia eanare Schpezialitätn! Schdöö da fua, wos so a Schappi kost, undwauns aa nua im Supermarkt is ... A gwöhnlichs Fleisch is do no imma um die Hälfte billiga! Bled wiad a sei, der Tschinkerl!"
Der Herr lächelte lässig und verzog leicht seinen gepflegten Schnurrbart: "Der Hawara do", sagte er, "is weder a Kineser noch a Tschusch geschweige denn a Kamöödreiwa, sowos traut se nur a Weana, der hot die Chuzpe dazua, wäul a waß, eam kennan s ned en Weisl reibm!"

Er hatte den Verzehr seines Imbisses beendet und wischte sich mit einem seidenen Taschentuch Mund und Schnurrbart. Er tat dies mit bedächtiger Eleganz, die auf weltmännische Lebensart schließen ließ. Er rülpste fast damenhaft über seinen rechten Handrücken und wandte sich dabei verschämt von seiner noch kauenden Begleiterin ab. Dann trat er wieder näher an den Würstelmann heran:
"Schwoga, no a Haße med Senf und Kren!"
„Wie meinen?“ wollte der Würstelmann wissen. Seine Stimme erinnerte an einen Krawatltenor alter Schule.
"Schneid ma no a Haße auf und frog ned so teppad!" befahl der dezente Herr mit vorgeschobenem Unterkiefer durch die Zähne.
„Mitnichten“, sagte der Würstelmann einfach, aber dezidiert, "für Sie nicht, mein Herr."
"Host des ghead, Karin?"
Der nadelgestreifte Gourmet blickte mit gespielter Verwunderung seine Begleiterin an: "Host des ghead?"
Es war dies bloß eine rhetorische Frage, er hätte sie ebenso an den unsichtbaren Vollmond über der Landstraße richten können. Aber den sah er ja von seinem Standpunkt aus nicht. Na schön.
"Manst des echt?" fragte er drohend und beugte sich, indem er den Würstelmann an der Hemdbrust faßte, vor.
"Tun Sie gefälligst Ihre Pfoten von meinem Oberhemd, mein Herr!" schnappte der Attackierte scharf, aber kühl.
"Wos host gsogt, du Uawaschl? I glaub, i hea ned recht! Wiedahoi des no amoe!"
"No bumsti", entfuhr es der Dame des Herrn, »jetzt schlogt's zwööfe!"
ES war kurz vor halb elf. Sie warf ihre halbverspeiste Wurst samt Tazzerl in den Abfalleimer, wich einige Schritte zurück und wischte sich mit den Fingerkuppen das fettgewordene Yves St. Laurent von den Lippen. Der Angegriffene blickte seinem Gegner offen und ehrlich in die Augen und entfernte die ihn anfassende Hand mit einem Karateschlag seiner Linken, während er, ohne daß es der dezente Herr bemerkte, nach der Senfspritze griff.
„Ich verkaufe nichts an Sie, Monsieur!“ sagte er. Der Herr war einen Schritt zurückgewichen, setzte aber sogleich zu einem Tigersprung an. Allein, er vermochte diesen nicht mehr auszuführen, denn der Würstlkönig im Neonlicht seines Standls hatte blitzschnell seine Spritze in Anschlag gebracht, und platsch platsch platsch saß auch schon ein großes gelbes Zett auf dem hellen Nadelstreif des verhinderten Tigers. Der dezente Herr starrte völlig konsterniert auf diese Bescherung.
"Wahnsinn! Mei neichs Gwaund!" schrie er, völlig außer Fassung geratend: "Sog, bist narrisch?"
"Zorro bin ich, Rächer der Würstlmänner!"

Hohnvoll und klar klang es aus dem Munde des Straßengastronomen ...
Die schöne Begleiterin blickte mit ungläubigem Staunen auf das senffarbene Zett, das nun in Zeitlupe nach unten zu rinnen begann, oh ja, sie sah es genau. Der Vollmond jedoch war noch immer nicht zu sehen, war noch immer ein teures Juwel für reiche Leute, die sich einen letzten Stock im Hilton leisten konnten, ein seltenes Bijou für Penthäusler und deren Besucher.
Der Dezentling mit dem fatalen Senfzett an der Sakkobrust jaulte auf wie der Werwolf von London. Das paßte hübsch in die laue Vollmondnacht, verbreitete einen herben Hauch gruseliger Romantik und brachte nebenbei einen kleineren Menschenauflauf zustande.
"Wos is n passiad?" wollte einer von seinem Nachbarn wissen.
„Keine Ahnung von einer Idee“, antwortete dieser.
"Aum Buanwuaschtschtandl hod se ana augschbibm!" erklärte ein anderer, der sich für Dr. Allwissend hielt.
"Kaa Wunda bei dea heitign Qualität von die Fleisch waren ...", warf ein Dritter ein und bestellte kurz und bündig beim Würstlzorro eine Debrecziner mit Kren ohne Senf.
"Wos hot ea denn, da Herr?" wollte er vom Würstlmann wissen.
"Habe nicht den Schatten einer Ahnung, Mister!" entschuldigte sich dieser höflich. "Wünschen die Debrecziner aufgeschnitten, wenn's gefällt?"
"Na, daunke, i beiß oo", antwortete der beherzte Kunde, "i hob no olle Zahn!"

Die nokturne Menge war inzwischen beträchtlich angewachsen, Passanten mußten, um vorbeizukommen, auf die Fahrbahn ausweichen, Autofahrer fluchten und zeigten diverse Vögel, ein Pakistani bot die Zeitung von übermorgen an, ein Taschelzieher zog Schlüsselbunde und leere Geldbörseln, und ein Sandler versuchte es au die altbewährte Mitleidstour:
"Masta, kennan S ma ned aushöffm, i bin erscht drei Dog aus da Schdroffaunschdoet, i wüü wieda aunschtendich wean ..."
Nun überquerte endlich ein Herr Inspektor die Straße. Er bewegte sich a la Gary Cooper auf die brodelnde Masse zu, sein Hüftschwung jedoch wollte ihm nicht recht gescheit gelingen, er war dafür, wie man sagt, etwas zu überwuzelt.
"Blatz machn, meine Heaschafftn, auseinand!"
Er wandte sich ohne Charme an den Nächststehenden: "Was gibt's dader? Sind Sie bedeiligt?"
Der Gefragte zuckte die Achseln: "Ii? Wiasoo?"
"Dann schdengern S ned umanaunda, entfernan S Ihnen, machn S Blatz ..."
Des Gesetzes persönliches Schielauge setzte seinen mittels Ellenbogentaktik fort, die Menge gab ihm widerwillig Raum, schloß sich aber hinter ihm desto fester zusammen.
"Was gibt's dader?"
"Wos soll's n gebm, ohnmächtig is ana wuan ..."
"Ohnmächtig?"
"Wahrscheinlich a Süchtla!"
"A Süchtla, wos is des?" wollte der Inspektor wissen.
"Des Gegntäu von an Giftla!" meckerte eine Stimme aus der amorphen Menge.
"Heroin, Herr Inschpekta!" flüsterte jemand vertraulich dem Polizeimenschen an die schwitzende Wange. Die Stimme roch nach Quargel und Slibowitz.
"Wo liegt er denn? Auseinander hab i gsagt, gemma, gemma!" Er forderte über sein tragbares Sprechgerät eine Funkstreife an.
"Herr Inspektooor", ließ sich eine launige Stimme vernehmen, "der Fantomas hat abermals zugeschlagen!"
Der Inspektor sah einem jungen Transvestiten in Zivil ins ungeschminkte Antlitz.
"Ehrenwort, Herr Polizei!" versicherte der Unverkleidete mit einer neckischen Handbewegung.
Der Polizist erstarrte zu einer Kochsalzsäule: "Wos, da Fantomitsch, dea wos gestan die Raika in Meidling iwafoen hod?!"
Er zückte, die Nerven verlierend, seinen Notizblock: "Sind Sie mit ihm weder verwandt noch verschwägert?"
Von der Ungarstraße her raste ein Funkstreifenwagen zum Tatort. Die Menge begann sich zusehends aufzulösen.

Der dezente Herr stand mit seiner ein wenig ramponierten Begleiterin in der Männertoilette eines Balkangrills und versuchte weinend sein versenftetes Nadelstreifensakko mit Leitungswasser wieder einigermaßen auf Glanz zu bringen.
„I bring mi um“, schluchzte er, "i gib ma die Kugl!"
"Ich kaun di ja vaschtehn", sagte die schöne Karin und legte vor dem urinmatten Spiegel wieder Yves St. Laurent auf, "owa trotzdem, wia kaun ma denn aa schon so sein und si mid n ZORRO aunlegn?!"


Что скажете? :roll:
austrannik

 
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Сообщение Night witch » Вт июн 21, 2005 23:51

Мне очень нравится, а еще мне детектив (первый текст) очень нравится... :-)
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Сообщение austrannik » Ср июн 22, 2005 02:13

Да, детектив хорош, но слишком уж прост, на мой ленивый взгляд. Маловато почвы для креатива. :grin:
austrannik

 
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Сообщение SRES » Ср июн 22, 2005 02:23

Что скажете?


:-) :-) :-) :-) :-) :-)

Koestlich!
SRES

 

Сообщение Elena Fr. » Ср июн 22, 2005 09:32

Фельетон хорош, но мне кажется хорошо его перевести - невозможно. Как весь этот диалект передать? А без диалекта вся соль пропадет.
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Сообщение austrannik » Ср июн 22, 2005 16:12

Elena Fr. писал(а):Фельетон хорош, но мне кажется хорошо его перевести - невозможно. .

А что думают по этому поводу другие участники? На самом деле литература на диалекте (или, как здесь, с диалектными вкраплениями) - огромный и весьма репрезантативный пласт австрийской литературы, совершенно неизвестный русскому читателю. А это ужасно жаль.

Elena Fr. писал(а):Как весь этот диалект передать? А без диалекта вся соль пропадет.

Так в этом же ж и заключается задача. И справится с ней обшими силами шансов больше, мне кажется.
austrannik

 
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Сообщение Elena Fr. » Ср июн 22, 2005 18:14

austrannik писал(а):Так в этом же ж и заключается задача. И справится с ней обшими силами шансов больше, мне кажется.


Задача, на мой взгляд, неразрешимая. Мы же не можем заменить этот диалект каким-нибудь русским диалектом. Колорит потеряется. А просто язык ломать - какой смысл? Диалект интересен тем, кто знает немецкий. Остальным это просто будет непонятно.
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Сообщение Inge » Чт июн 23, 2005 03:35

А как вообще переводить диалект? Ведь важно, что герой говорит на определенном диалекте.
Или в переводе на русский эта особенность героя просто теряется?
И еще вопрос ко всем: вы понимаете всё, что написано на диалекте в этом тексте?
Alkohol ist eine Flüssigkeit, in der man alles konservieren kann ausser Geheimnissen.
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Сообщение Night witch » Чт июн 23, 2005 10:17

Erica писал(а):А как вообще переводить диалект? Ведь важно, что герой говорит на определенном диалекте.
Или в переводе на русский эта особенность героя просто теряется?
И еще вопрос ко всем: вы понимаете всё, что написано на диалекте в этом тексте?


1) Можно перевести просторечьем. Вообще, насколько я знаю, перевод диалекта/просторечья - больная тема, и очень часто его переводят просто литературным языком.

2) По крайней мере я думаю, что понимаю. А уж как там на самом деле... Кстати, письменный диалект понимать легче. На слух я бы точно понимала лишь с пятого на десятое, так как этот диалект практически не знаю.


2Все: А как вам эта писательница? Правда, без особых изысков, зато с определенным стилем...

http://www.rowohlt.de/fm/131/Oelker_Eiskeller.pdf

Пдф защищен, как снять защиту не знаю, поэтому даю линк вместо текста.
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Сообщение Катя_А » Чт июн 23, 2005 15:28

Прочла фельетон. Увы, увы. Слова понятны (диалект - после некоторой "настройки", фонетического пересчёта и т.п.), что происходит - понятно, но не чувствую героев. Я не была в Вене, и не ощущаю "своей внутренней правоты" в передаче происходящего русским языком.
Вывод - не могу переводить. Даже и не знаю, что делать, если на семинар выберут этот текст.
Катя А.
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